Bauchweh bei Säuglingen - Tipps von einer Hebamme

Hebammentipps wenn das Baby Bauchschmerzen hat
Babys, die unter Bauchschmerzen leiden, brauchen vor allem Nähe und Zuwendung [12]

Es gibt viele verschiedene Gründe, warum ein Baby schreit. Einer davon können Bauchschmerzen sein.Wenn du dir sicher bist, dass dein Baby Bauchschmerzen hat, gibt es mehrere Dinge, mit denen du deinem Baby helfen kannst.

Es gibt verschiedene Ursachen für Bauchschmerzen:

  • Unreifer Darm bei Neugeborenen (welche Umstellungen mit der Geburt stattfinden, kannst du hier lesen)
  • Zusammensetzung der Muttermilch ändert sich (vor allem um die zweite Lebenswoche herum). Der Darm braucht Zeit, um auf die neue Zusammensetzung zu reagieren. Bis dahin kann die Muttermilch zu schmerzhafter Verdauung führen.
  • Unkorrekte Anlegetechnik beim Stillen, so dass das Kind zu viel Luft schluckt. Die Luft wiederum weitet die Darmschlingen und führt zu Schmerzen. Wenn Unsicherheit besteht, ob das Kind richtig andockt, die betreuende Hebamme oder eine Stillberaterin zu Rat ziehen. Wenn sich das Problem nicht beheben lässt, kann es sein, dass das Kind nicht anders trinken kann, weil die Nacken- und Mundmuskulatur verspannt ist. In diesem Fall empfiehlt sich ein Besuch beim Baby-Osteopathen.
  • Unkorrektes Still-Management: Leider wird immer noch zu häufigem Seitenwechsel geraten (das ist veraltet!). Der häufige Seitenwechsel beim Stillen lässt das Baby besonders viel Laktose schlucken. Die Laktose färbt den Stuhl dunkelgrün und kann zu starken Bauchschmerzen führen.
  • Ernährung der stillenden Mutter: Proteine von Kuhmilch, Soja und Hülsenfrüchten sowie Fruchtzucker (Obst, Frucht- und Vitaminsäfte) sind muttermilchgängig und können bei entsprechenden Allergien/ Unverträglichkeiten zu starken Bauchschmerzen führen. Wenn ein sehr wunder Po hinzukommt, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass die Ernährung von der stillenden Mutter umgestellt werden sollte. 10% aller Kinder haben am Anfang ihres Lebens eine Kuhmilchallergie, die dann in späteren Jahren bei den meisten Kindern ausheilt. Achtung: Bei Verdacht auf Kuhmilchallergie oder auch einer Unverträglichkeit helfen laktosefreie Produkte NICHT, denn es handelt sich um das Kuhmilcheiweiß, das von den betroffenen Babys nicht vertragen wird und das über die Muttermilch weitergegeben wird. Insofern empfiehlt es sich bei einem derartigen Verdacht alle Kuhmilchprodukte als Stillende erst einmal wegzulassen. Bei einigen stillenden Müttern war es möglich weiterhin Schafs- und Ziegenmilchprodukte zu konsumieren, ohne dass die gestillten Babys davon Bauchweh bekamen.
  • Bei Flaschennahrung: Unverträglichkeit der Nahrung / Verstopfung/ zu viel Luft durch den Flaschensauger aufgenommen
  • Infektionen: Sollte eine Infektion vorliegen, wird diese in der Regel von weiteren Symptomen wie Erbrechen und/ oder Durchfall sowie evtl. Fieber begleitet. Solltest du den Verdacht auf eine Infektion haben, führe bitte keine Massage durch und kontaktiere den Kinderarzt.
  • Viele Kinder wehren sich dagegen in die Windel zu machen. Sie versuchen dann den Stuhl zurückzuhalten, was ihnen Schmerzen bereitet. Weitere Beiträge zum Thema natürliches Ausscheidungsbedürfnis / windelfrei/ Elimination Communication.

Was du für dein Baby tun kannst

  • Stillen: In der Muttermilch finden sich viele verdauungsfördernde Stoffe sowie Casomorphine, die eine opiatähnliche also schmerzdämpfende Wirkung haben. Stillen hilft also bei der Verdauung und gegen Schmerzen. Außerdem schenkt es Trost und Geborgenheit. Solltest du dir unsicher sein, ob es die Muttermilch ist, die deinem Baby Bauchschmerzen macht, kannst du dein Still-Management überprüfen und/ oder gezielt Lebensmittel (immer nur 1 Lebensmittel) für 7 Tage weglassen, um eine Allergie/ Unverträglichkeit auszuschließen.
    Oft vergisst man während dem Tragen, Trösten & Bäuchlein massieren, dass das Kind auch trotz Bauchweh Hunger bekommen kann: Deshalb einfach immer wieder mal die Brust anbieten.
  • Abhalten: Viele Babys weinen in den ersten Monaten, weil sie nicht in die Windel machen können/ wollen. Sie halten dann den Stuhl zurück und das tut weh. Was dabei hilft: Windel aufmachen und das Baby abhalten.
    Aber auch, wenn das Baby mit Windeln kein Problem hat und aus anderen Gründen Bauchschmerzen hat, hilft Abhalten.  Durch die Abhalteposition wird das Abgehen von Blähungen und Stuhl erheblich erleichtert (Geraldine J. Jordan, Elimination communication as colic therapy). Dabei ist wichtig, dass das Abhalten immer nur ein Angebot ist und kein Druck bzw. keine Erwartungshaltung aufgebaut wird.
  • Tragen: Im Tragetuch oder in der Tragehilfe getragene Babys genießen mehrere Vorteile. Vorausgesetzt, das Baby befindet sich dabei in Anhockspreizhaltung und ist dem Träger bäuchlings zugewandt.
    Die Vorteile des Tragens:
    • Durch die Anhockspreizhaltung können eventuelle Blähungen leichter abgehen.
    • Die Körperwärme der Bezugsperson wirkt wie eine natürliche Wärmflasche auf den Bauch des Babys und lässt den Bauch entspannen.
    • Tragen schenkt Geborgenheit. Geborgenheit ist essentiell, wenn ein Kind Schmerzen hat.
    • Bewegung: Wenn die Bezugsperson geht oder tanzt, wird dadurch der Dünndarm des Babys bewegt und regt so die Darmperistaltik an. Was auch immer zwicken mag, kann so besser weiter wandern. Einige Babys mögen es, wenn die tragende Person ganz leicht und vorsichtig auf und ab wippt. Einfach ausprobieren, was dein Baby gerne mag!
      Weitere Vorteile des Tragens findest du hier.
  • Wärme: Kirschkernsäckchen sind ideal, da sie im Gegensatz zur Wärmflasche nicht auslaufen können. Cave: Babys können bereits ab 40 Grad Verbrennungen erleiden!
  • Musik: Vielen Säuglingen tut Musik gut. Am Schönsten ist natürlich wenn die Eltern selbst singen. Aber auch abgespielte Musik tut ihre Wunder. Besonders kuschlig: Im Tragetuch / Trage zu beruhigenden Melodien geschaukelt werden.
  • Kümmelsalbe und Massage: Mit Kümmelsalbe den Bauch vorsichtig massieren - immer im Uhrzeigersinn. Manchen Babys ist es unangenehm, wenn man über die Magenregion fährt, in diesem Fall einfach die obere Bauchregion aussparen. Oft hilft auch von Rückenseite her über die Flanken nach vorne zu streichen. Ich habe gute Erfahrungen gemacht mit der Tamany Windsalbe. (Rechtlicher Hinweis: Bitte Rücksprache mit der betreuenden Hebamme / Kinderarzt / Apotheker halten, da ich keine Haftung für meine Empfehlung übernehme. Meine Empfehlung basiert auf persönlicher Erfahrung. Ich erhalte keinerlei Vorzüge oder finanzielle Gegenleistung durch meine Empfehlung.)
  • BiGaia-Tropfen: BiGaia-Tropfen enthalten Milchsäurebakterien, die dabei helfen eine gesunde Darmflora aufzubauen. Eine Studie fand heraus, dass Kolikkinder zu wenig Bakterien im Verdauungstrakt aufweisen. Eine Besiedelung mit Milchsäurebakterien kann gegen Koliken helfen, unterstützt die Verdauung und fördert das Immunsystem. Gibt es rezepfrei in der Apotheke. (Rechtlicher Hinweis: Bitte Rücksprache mit der betreuenden Hebamme / Kinderarzt / Apotheker halten, da ich keine Haftung für meine Empfehlung übernehme. Meine Empfehlung basiert auf persönlicher Erfahrung. Ich erhalte keinerlei Vorzüge oder finanzielle Gegenleistung durch meine Empfehlung.)
  • Fliegergriff: Dein Baby liegt bäuchlings auf dem Unterarm, der Kopf liegt in der Armbeuge. Das entspannt die Bauchregion.
  • Lotussitz: Überkreuze die Beinchen deines Babys übereinander und führe die Knie vorsichtig Richtung Bauchnabel. Mit den Beinchen behutsam im Uhrzeigersinn kreisen.
  • Osteopathie: Gar nicht wenige Babys sind nach der Geburt verspannt. Einige gesetzliche Krankenkassen in Deutschland haben eine Behandlung für Neugeborene sogar in ihren Katalog aufgenommen. Ich empfehle nach jeder Geburt einen „Check“ beim Baby-Osteopathen. Wenn das Kind regelmäßig unter Bauchschmerzen leidet, sollte ein Baby-Osteopath konsultiert werden.
  • Akupressur: Akupunktur, ausgeführt durch professionelle und erfahrene Akupunkteure, hilft gegen Säuglingskoliken. Das konnte durch eine Studie gezeigt werden. Akupressur kommt ohne Nadeln aus - es können allerdings die gleichen Punkte stimuliert werden. Eltern machen mit unterschiedlichen Punkten gute Erfahrungen. Am Besten einfach ausprobieren, was gut funktioniert.
  • Trost & Nähe: Babys spüren Schmerz nicht lokal, sondern am ganzen Körper. Das wichtigste ist, dass du da bist. Getröstet und gehalten zu werden, mit Verständnis und Geduld begleitet zu werden und sich geborgen und sicher zu fühlen, hilft deinem Baby am Besten.
  • Reize reduzieren: Gar nicht wenige Babys sind überfordert mit den Reizen der Umgebung. Was für uns Erwachsene schon normal ist, kann für ein Neugeborenen-Gehirn eine Sintflut an Informationen darstellen. Wenn dein Kind erst kurze Zeit auf der Welt ist, können bereits die kleinsten Dinge für Überforderung oder Ängstlichkeit sorgen. Hier geht es zum Blogartikel über Neugeborene: Neugeborene verstehen - woher kommst du, kleiner Mensch?
Meine hebammenspezische Tätigkeit findest du hier www.hypnohebamme.de.

Kleiner Leitfaden:

Jedes Baby ist individuell. Zu erkennen, was genau die Bedürfnisse deines Babys sind, erfordert Zeit, Geduld und die Bereitschaft sich jeden Tag auf etwas Neues einzulassen.

Jede Bezugsperson ist ebenso individuell. Was genau für dich und dein Baby passt, wisst ihr selbst am Besten. Wichtig ist, dass es sich für euch beide richtig anfühlt.



Die Empfehlung bestimmter Produkte basiert auf meiner persönlichen Erfahrung. Diese Produkte wurden von mir selbst gekauft, verwendet und als empfehlenswert empfunden. Ich erhalte keinerlei finanziellen Ausgleich oder vergleichbare Vorzüge anderer Art, indem ich diese Produkte empfehle.

Bildnachweis:

[12] Pixabay, lizenzfrei