21 Gründe warum du dein Baby tragen solltest

Das Tragen von Neugeborenen und Säuglingen ist aus Hebammensicht empfehlenswert.
Babys brauchen Nähe und Geborgenheit [8]

Als Hebamme empfehle ich das Tragen von Neugeborenen und Säuglingen direkt ab Geburt, sofern keine medizinischen Gründe dagegen sprechen (z.B. schwere kindliche Erkrankungen). Reife, gesunde Neugeborene können direkt ab Geburt getragen werden.

Ich beziehe mich im Folgenden auf das Tragen im Tragetuch sowie in ergonomischen Tragehilfen (d.h. die Kinder sitzen in Anhockspreizhaltung, der Rücken ist anfangs physiologisch gekrümmt und der Kopf in den ersten Wochen gut gestützt) und setze eine korrekte Trageweise voraus. Solltest du unsicher sein, ob du dein Kind tragen kannst bzw. ob du dein Kind richtig trägst, dann wende dich bitte an eine/n Trageberater/in.

1. Tragen fördert die Stillbeziehung.
Die WHO empfiehlt das ausschließliche Stillen von Säuglingen in den ersten 6 Monaten, sowie ein ergänzendes Stillen bis zu zwei Jahren und darüber hinaus, solange es Mutter und Kind gut tut.
Fakt ist, dass eine tragende Mutter eher nach Bedarf stillen wird. Denn Stillen im Tragetuch/ Trage geht schnell und diskret. Das macht Stillen eigentlich überall und immer möglich.

2. Tragen ist gut für die Babyhüfte.
Es trägt zur Hüftreifung bei und dient als Prophylaxe gegen Hüftdysplasie. Bei schweren Fällen von Hüftdysplasie oder -luxation reicht Tragen allein nicht aus, stellt aber eine gute Ergänzung dar.

3. Tragen fördert die Bindung.
Durch den direkten Körperkontakt erlebt man eine richtige Babykuschelzeit. Kind und Träger stoßen das Bindungshormon Oxytocin, Antistress- und Glückshormone aus. Auch werden vom Träger die Signale des Kindes (z.B. Hunger) durch den nahen Kontakt schnell wahrgenommen und ermöglichen ein schnelles Reagieren (z.B. Stillen).

4. Getragene Babys schreien weniger.
Und zwar um 43% . Das hat wahrscheinlich damit zu tun, dass naher Körperkontakt ein Grundbedürfnis von Babys ist. Auch, dass die Eltern schneller auf die Bedürfnisse ihrer Kinder reagieren, dürfte dazu beitragen.

5. Tragen hilft gegen Bauchweh.
Durch den Bauch-an-Bauch-Kontakt entsteht eine wohltuende Wärme, die Babys Bauch entspannen lässt. Durch die Anhockspreizhaltung wird das Abgehen von Stuhl und/ oder Blähungen ideal unterstützt.

6. Tragen reduziert das Risiko für Wochenbettdepressionen.
Mütter, die regelmäßig ihr Baby tragen, weisen ein niedrigeres Level an Stresshormonen auf. Bei einer Studie hatten tragende Mütter im ersten Monat nach der Geburt ein geringeres Risiko an einer Wochenbettdepression zu erkranken als nicht-tragende Mütter.

7. Getragene Babys haben weniger Stress.
Das führt zu verbesserter Gewichtszunahme, besserer neuronaler Entwicklung, stabileren Herzfrequenzen, stabilerer Atmung und höherer Sauerstoffkonzentration im Blut.

8. Tragen ist natürlich.
Menschenkinder sind Traglinge. Das sagen zumindest die Biologen. Menschenbabys haben einen angeborenen Greifreflex und ziehen die Beinchen nach oben, sobald sie hoch gehoben werden: Babys sind also fürs Tragen geschaffen.

9. Getragene Babys lernen mehr.
Wer getragen wird, bekommt mehr mit vom Leben. Ob im Bus, Supermarkt, in der Küche – überall können die Kinder zuschauen. Das versorgt das Gehirn mit Reizen, die die neuronale Entwicklung voranbringen. Das Schöne am Tragen ist, dass ein Kind sich jederzeit auch diesen Reizen entziehen kann, wenn es genug hat.
Auch kommunizieren die Eltern in der Regel mehr mit den Kindern, wenn sie getragen werden. Da wird auf Dinge gezeigt, Bäume werden angefasst und man kann sich gemeinsam die Welt ansehen. Das stärkt nicht nur die Eltern-Kind-Bindung, sondern ist auch gut für das Sprachverständnis.

10. Tragen fördert die motorische Entwicklung.
Ein getragenes Baby bewegt sich immer mit, sobald der Träger sich bewegt und muss gewisse Bewegungen ausgleichen. Das stimuliert sowohl den Bewegungsapparat als auch das Gleichgewichtsorgan.

11. Tragen ist die beste Prophylaxe gegen einen sog. Schiefkopf.
1/5 aller Säuglinge leidet mittlerweile unter Schädeldeformierungen, die durch zu langes Liegen auf dem Hinterkopf entstehen. Wer getragen wird, liegt deutlich weniger auf dem Rücken – und muss noch nicht mal umgelagert werden.

12. Tragen ist praktisch.
Ob Kochen, Wäsche aufhängen, Staubsaugen – mit Tragling hat man beide Hände frei. Und meistens schauen die Kleinen auch noch total gerne zu.

13. Tragen ist gut für den Babyschlaf.
Getragene Babys schlummern gerne ein. Vorausgesetzt alle anderen Bedürfnisse wie beispielsweise Hunger und Ausscheidung sind erfüllt. Das Tolle ist, dass man Stillen und Tragen gleichzeitig kann. Da kann man besonders gut einschlafen.

14. Tragen schenkt Geborgenheit.
Davon brauchen Babys besonders viel. Körperwärme, dem Herzschlag und dem Atem der Mutter (oder einer anderen Bezugsperson) zu lauschen, gewogen zu werden – all das führt dazu, dass sich ein Baby sich sicher und willkommen fühlt. Des weiteren bietet das Tragen eine Art „Schutzwall“ - die Kinder können alles um sich herum beobachten, ohne den Reizen zu sehr ausgesetzt zu sein.

15. Tragen erinnert an die Zeit in der Gebärmutter.
Im Tragetuch/ Trage zu sitzen ist eng. Und genau das lieben viele Babys. Gerade Neugeborene kennen die Enge aus der Gebärmutter. Viele Kinder empfinden es als beruhigend, mit einem Tuch fest umschlossen zu werden, was sich die Methode des sogenannten „Puckens“ zunutze macht. Noch schöner ist es, wenn das Baby zusätzlich auch noch Körperkontakt hat – denn schließlich war man ja in der Gebärmutter auch nie allein.

16. Tragen lässt dich andere Wege gehen.
Waldwege, Trampelpfade, Treppenstufen usw. Überall dort, wo ein Kinderwagen nicht fahren kann, weil das Terrain nicht dafür gemacht ist, kommst du mit dem Tragen weiter. Das bereichert Spaziergänge ungemein und hilft beim Kopf lüften.

17. Tragen braucht weniger Platz.
Im Kofferaum braucht ein Tragetuch/ Trage deutlich weniger Platz als ein Kinderwagen. Das gleiche gilt für die Nutzung im öffentlichen Verkehr. Gerade wenn man auf U-Bahn, Bus und ähnliches angewiesen ist, wird man feststellen, dass Tragen viel einfacher ist, als einen Kinderwagen in die beispielsweise volle U-Bahn zu schieben. Schön für das Kind ist dabei, dass es sich mit den anderen Passanten auf gleicher Augenhöhe befindet und sich gleichzeitig in seinen „Schutzwall“ zurückziehen kann.

18. Tragen ist für die ganze Familie.
Ob Väter, Großeltern, ältere Geschwisterkinder oder andere Bezugspersonen – Tragen kann geteilt werden. Und oft muss man sogar richtige Baby-Trage-Schichten ausmachen, weil Tragen eben einfach wunderschön ist.

19. Tragen ist gutes Training.
Voraussetzung ist, man hat keine Vorschäden und trägt richtig. In Ländern, wo Kinder immer noch viel getragen werden, gibt es weniger Rückenschmerzen als beispielsweise bei uns. Tragen macht stark! Ideal ist, so früh wie möglich damit anzufangen und regelmäßig zu tragen, denn dann wächst die Muskulatur einfach mit.

 

20. Mit Trage-Baby kann man tanzen
Sobald das Köpfchen stabil ist, kann man tanzen. Am Anfang kann man das Köpfchen auch immer noch mit der Hand stützen. Tanzen geht gut zu zweit (also Baby und Tragender) oder auch zu dritt (Baby und Tragender und Tanzpartner). Es gibt kaum etwas besseres, wenn man beispielsweise einen stressigen Tag hatte. Tanzen schüttet Endorphine aus, ist tolles Konditionstraining und tut einfach gut.

21. Tragen macht einfach Spaß.

Tragezeit ist Babykuschelzeit. 


Meine hebammenspezische Tätigkeit findest du hier www.hypnohebamme.de.


Jedes Baby ist individuell. Zu erkennen, was genau die Bedürfnisse deines Babys sind, erfordert Zeit, Geduld und die Bereitschaft sich jeden Tag auf etwas Neues einzulassen.

Jede Bezugsperson ist ebenso individuell. Was genau für dich und dein Baby passt, wisst ihr selbst am Besten. Wichtig ist, dass es sich für euch beide richtig anfühlt.

[8] Bildnachweis: Photo by Annie Spratt on Unsplash