Windelfrei / Elimination Communication: Neugeborenensignale

Wie du mit deinem Neugeborenen windelfrei kommunizieren kannst
Neugeborene kommunizieren ihre Ausscheidungsbedürfnisse bereits ab Geburt [5]

Für die allermeisten Menschen gehören Babys und Windeln einfach zusammen. Babys gelten heutzutage sozusagen als „undicht“. Um ihren Ausscheidungen Herr zu werden, hat sich eine Milliardenindustrie aufgetan – Pampers & Co lassen grüßen.

Weltweit tragen aber nur ca. 20% aller Babys Windeln. Die anderen 80% tragen nie eine Windel - sondern werden abgehalten.

Babys haben von Anfang an ein starkes Sauberkeitsbedürfnis und wollen sich ebenso wenig wie Erwachsene gerne einkoten. Betrachtet man Windeln von einem medizinischen Standpunkt aus, sind Windeln auch völlig absurd: Die Gefahr für Infektionen ist sehr groß. Der Körper ist für einen stundenlangen Kontakt mit Fäkalien eben nicht gemacht.

 

Interessanterweise war das Konzept des Abhaltens auch in unseren Breitengraden üblich, hat aber im Laufe des letzten Jahrhunderts an Bekanntheit aus verschiedenen Gründen verloren. Leider folgten die Mediziner einer industriellen Mode-Erscheinung mit abstrusen Theorien über den kindlichen Verdauungstrakt. So ging man in der Kindermedizin bis vor kurzem noch davon aus, dass die Säuglingsblase einfach überläuft. Oder dass Säuglinge ihre Schließmuskel nicht selbstständig betätigen können. Und so wurden die wachsenden Windelberge sogar medizinisch gerechtfertigt. Und mit den Wegwerfwindeln Milliarden verdient.

 

Seit einigen Jahren ist nun das Konzept „windelfrei“ wieder auf dem Vormarsch. Ich persönlich finde allerdings den Begriff „windelfrei“ etwas irreführend. Viele „windelfreie“ Babys tragen Windeln. Aber sie benutzen sie normalerweise nicht (die Windel dient als Backup). Ich verwende in den folgenden Beiträgen vorzugsweise den Begriff Elimination Communication / EC bzw. Ausscheidungskommunikation oder natürliche Säuglingshygiene , da er meiner Meinung am Besten transportiert, worum es geht: Es geht um Kommunikation mit deinem Baby.

 

Ausscheidungssignale und Kommunikation

Kinder signalisieren ab dem Tag ihrer Geburt, dass sie „mal müssen“. Das ist kein willentlicher Akt sondern eine körperliche Reaktion. Neugeborene z.B. werden oft zappelig oder krümmen sich, wenn sie defäkieren müssen. Und genau da setzt natürliche Säuglingshygiene an: Eltern können lernen diese Zeichen wahrzunehmen und darauf zu reagieren. Somit wird auch deutlich, dass Ausscheidungskommunikation nichts mit dem traditionellen Sauberkeitstraining des vergangenen Jahrhunderts zu tun hat. Denn bei EC sind es die Eltern, die trainiert werden und die etwas lernen müssen: Nämlich die Ausscheidungssignale ihres Kindes zu erkennen. Im Übrigen müssen Kinder auch keine Sauberkeit erlernen, sondern haben ein starkes Bedürfnis nach Sauberkeit von Anfang an.

 

Typische Ausscheidungssignale eines Neugeborenen

Das Baby wacht auf.

Das Baby pupst.

Das Baby krümmt sich.

Das Baby streckt sich, streckt den Rücken durch.

Das Baby schüttelt sich.

Es strampelt mit den Beinchen.

Es dockt an der Brust ab. (Und wieder an. Und wieder ab. Usw.)

Das Baby schaut dich an.

Das Baby zappelt im Schlaf (oder versucht sich zu drehen).

Und leider auch: Weinen, Schreien, Bauchkrämpfe.

 

Timing

Eine weitere Komponente ist das sog. Timing. Viele Eltern fangen erst mit dem Timing an und lernen dann erst nach und nach die Signale ihres Babys kennen. Jedes Baby hat relativ feste Zeiten, bei Neugeborenen sind diese:

Vor, während und nach dem Stillen.

Nachdem das Baby aufgewacht ist.

Während des Windelwechselns.

 

Signalgeräusch

Eine dritte Komponente, die bei Elimination Communication mit ins Spiel kommt, ist ein Signalgeräusch, z.B. „wuuuusch“ oder „puuuuuuh“ oder etwas anderes. Das Geräusch hilft dem Baby dabei, zu wissen, wann es „loslassen“ kann.

 

Intuition

Nicht zu unterschätzen ist die eigene Intuition. Manchmal weiß man einfach, dass das Baby muss. Auf das Bauchgefühl ist eben oft Verlass.

 

Und wie hält man jetzt ein Neugeborenes ab? Zu den Abhaltepositionen



Meine hebammenspezische Tätigkeit findest du hier www.hypnohebamme.de.

Jedes Baby ist individuell. Zu erkennen, was genau die Bedürfnisse deines Babys sind, erfordert Zeit, Geduld und die Bereitschaft sich jeden Tag auf etwas Neues einzulassen.

Jede Bezugsperson ist ebenso individuell. Was genau für dich und dein Baby passt, wisst ihr selbst am Besten. Wichtig ist, dass es sich für euch beide richtig anfühlt.

[5] Bildnachweis: Photo by Janko Ferlič on Unsplash