
Ca 15% aller Schwangeren sind Rhesus-D negativ. Während in Deutschland immer noch weiterhin die standardmäßige Gabe von Anti-D empfohlen wird, ist in Norwegen die Gabe der Prophylaxe abhängig von der Blutgruppe des ungeborenen Kindes.
Was bedeutet Rhesus-D negativ?
Der Rhesus-Faktor ist ein Blutgruppenmerkmal, das auf der Oberfläche der Blutkörperchen sitzt. Ob man als Schwangere rhesusnegativ ist, wird anhand einer Blutprobe bestimmt, die in beiden Ländern bei dem ersten Schwangerschaftskontrolltermin abgenommen wird. Auch wird nach bereits bestehenden Antikörper gesucht (sog. Antikörpersuchtest).
Ist die Schwangere rhesuspositiv, besteht kein Grund zur Sorge. Ist sie jedoch rhesusnegativ, kann ihr Körper bei einem Blutaustausch zwischen Mutter und Kind Antikörper bilden. Ist das Kind ebenfalls rhesusnegativ, werden keine Antikörper gebildet. Ist das Kind jedoch positiv (in ca. 65 % aller rhesusnegativen Schwangerschaften) kann es zu einer Antikörperreaktion kommen (sog. Rhesus-Inkompatibilität) .
Bei der ersten Schwangerschaft ist dies in der Regel für das Ungeborene weniger gefährlich, da der Körper wenig Antikörper gebildet hat. Diese Antikörper können jedoch in einer darauf folgenden Schwangerschaft für den Fötus gefährlich werden. Die Antikörper der Mutter können das Blut des Ungeborenen angreifen und zur Auflösung führen. In schweren Fällen kann sich ein Morbus haemolyticus neonatorum (Auflösung der kindlichen roten Blutkörperchen) mit Hydrops fetalis (Wassereinlagerungen im gesamten Körper) entwickeln.
Die Anti-D-Prophylaxe
Um eine Antikörperbildung zu verhindern, wird heutzutage (seit mehr als 30 Jahren) eine Spritze mit humanem Blutplasma gegeben – die Anti-D-Prophylaxe. Normalerweise erfolgt die Gabe in Schwangerschaftswoche 28 sowie kurze Zeit nach der Geburt. In Deutschland wird jeder rhesusnegativen Schwangeren die Prophylaxe empfohlen. In Norwegen wird anhand einer Blutprobe zwischen der 24.-28. Schwangerschaftswoche die Blutgruppe des Ungeborenen ermittelt. Ist der Fötus rhesuspositiv, wird die Gabe der Prophylaxe empfohlen.
In beiden Ländern wird nach der Geburt die Blutgruppe des Kindes bestimmt und bei Bedarf – wenn das Kind rhesus positiv ist – eine weitere Anti-D-Prophylaxe innerhalb von 72 Stunden gegeben.
Mütterliche Blutprobe
Laut der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) erhalten somit jährlich ca. 40.000 Rhesus-negative Schwangere unnötig eine präpartale Anti-D-Prophylaxe (https://www.dggg.de/...). Unnötig ist sie dann, wenn die Frauen mit einem rhesus-negativen Kind schwanger sind, was bei ca. 35 % aller D-negativen
Schwangerschaften gegeben ist (http://www.goettingen.de/...) Die DGGG befürwortet die Einführung eines solchen Tests, um unnötige Gaben von Anti-D-Prophylaxen zu vermeiden. Auch hat sie die Ärztezeitung positiv gegenüber einem solchen Test ausgesprochen (https://www.aerztezeitung.de/...).
Bisher wurde der Test in Deutschland leider nur von der Universitätsmedizin in Göttingen in Form einer Studie angeboten. Bevor der Test für alle rhesus-negativen Schwangeren angeboten werden kann, muss auf eine Anpassung der Richtlinien des Bundesausschusses der Ärzte und Krankenkassen und der Bundesärztekammer gewartet werden.
Die väterliche Blutgruppe
Eine weitere Möglichkeit ist, die Blutgruppe des Kindsvaters zu bestimmen. Ist dieser auch rhesus negativ, bedarf die Frau keiner Prophylaxe. Dass an der Vaterschaft dann kein Zweifel bestehen darf, ist natürlich essentiell.
Rechtlicher Hinweis: Dieser Blogeintrag möchte über die verschiedenen Empfehlungen im Rahmen der Schwangerschaftsvorsorge in Norwegen und Deutschland informieren und gerne inspirieren. Eine Konsultation mit einer ortsansässigen Hebamme/ Entbindungspfleger/ Gynäkologen/in oder Arzt/ Ärztin ist jedoch im Einzelfall immer zu empfehlen und kann hiermit nicht ersetzt werden.