Kindsbewegungen

Kindsbewegungen sind ein sicheres Zeichen dass es dem Kind gut geht
Das Zählen von Kindsbewegungen wird in der deutschen Schwangerschaftsvorsorge unterschätzt [2]

In Norwegen (und Großbritannien) gelten Kindsbewegungen als mitunter wichtigstes Kriterium dafür, dass es dem Ungeborenen gut geht. Die Kindsbewegungen jeden Tag (ab ca der 18. Schwangerschaftswoche, bei Mehrgebärenden gerne früher) zu zählen gilt als effektive Prävention gegen Totgeburten.

Bewegt sich der Fötus nicht mehr so viel wie zuvor, kann das als Zeichen dafür gedeutet werden, dass die Versorgung nicht mehr optimal ist. Schwangere werden in Norwegen ab der 18. Schwangerschaftswoche dazu aufgefordert aktiv einmal pro Tag mindestens 10 deutlich spürbare Bewegungen ihres Kindes in einem Zeitraum von maximal 2 Stunden zu zählen.


Das am Besten zu einem Zeitpunkt, wo der Fötus bekanntermaßen aktiv ist. Sind es weniger als 10 Bewegungen oder nehmen die Bewegungen in der Intensität ab, sollte die Schwangere Kontakt mit ihrer Entbindungsklinik aufnehmen, um dort weitere Untersuchungen vorzunehmen.

Vorteile des Zählens der Kindsbewegungen:
- Die Schwangere kann es selbst durchführen
- es ist kostenlos
- keinerlei technische Ausrüstung nötig
- die Schwangere hat die beste Kontrolle über die Untersuchung – Erleben von Empowerment
- es stärkt die Bindung zwischen Schwangere und Fötus.

Nachteile:
- Ängstliche Schwangere können zusätzlich verunsichert werden

Während es in UK und Norwegen Homepages und Apps gibt, die es den Schwangeren zusätzlich erleichtern sollen, die Bewegungen zu zählen, habe ich in Deutschland bisher kein entsprechendes Angebot gefunden (http://www.kickscount.org.uk/mums/your-babys-movements und https://kjennliv.no). Allerdings stellt Kickscount.org einen deutschsprachigen Flyer zur Verfügung (http://kickscount.vibrantpulse.netdna-cdn.com/wp-content/uploads/2016/06/German-non-bounty-leaflet-web.pdf). (Rechtlicher Hinweis: Bitte Rücksprache mit der betreuenden Hebamme / Gynäkologe halten, da ich keine Haftung für meine Empfehlung übernehme. Meine Empfehlung basiert auf persönlicher Erfahrung. Ich erhalte keinerlei Vorzüge oder finanzielle Gegenleistung durch meine Empfehlung.)
Es stellt sich die Frage, weshalb eine kostenlose und derart effektive Methode zur Prävention von Totgeburten so wenig thematisiert wird in Deutschland? I

Auch bin ich skeptisch gegenüber der Haltung, dass Tritte ein „Unwohlsein“ des Föten ausdrücken. Viele Ungeborene treten gerne gegen das Dopton oder den CTG-Knopf – ob damit aber wirklich ein Widerwille gegen das Gerät ausgedrückt wird, wissen wir einfach nicht. Wir wissen nur, dass es wohl das Kind aktiv und wach macht, was zum Beispiel an den lauten Geräuschen liegen könnte.
Ultraschall, der länger als 45 min dauert, kann das Fruchtwasser bis zu 1° Celsius aufwärmen, was bei entsprechend lang andauernden Untersuchungen eine Rolle spielen könnte. Weder Geräusche noch wärmeres Fruchtwasser müssen aber zwangsläufig bedeuten, dass dem Föten etwas nicht gefällt. Ich würde im Zweifelsfall eher dazu tendieren, die Aktivität des Kindes positiv zu deuten, einfach weil kräftige Bewegungen für eine gute Versorgung sprechen.

Gerade dann also, wenn Schwangere daran interessiert sind, in ihren Körper hineinzuspüren, eine innige Verbindung mit dem Kind aufzubauen und sich sicher mit ihrer Schwangerschaft fühlen wollen, halte ich ein Zählen der Kindsbewegungen für empfehlenswert.


Meine hebammenspezische Tätigkeit findest du hier www.hypnohebamme.de.

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Rechtlicher Hinweis: Dieser Blogeintrag möchte über die verschiedenen Empfehlungen im Rahmen der Schwangerschaftsvorsorge in Norwegen und Deutschland informieren und gerne inspirieren. Eine Konsultation mit einer ortsansässigen Hebamme/ Entbindungspfleger/ Gynäkologen/in oder Arzt/ Ärztin ist jedoch im Einzelfall immer zu empfehlen und kann hiermit nicht ersetzt werden.

[2] Bildnachweis: Photo by Suhyeon Choi on Unsplash